ACTitude bietet Unterstützung in herausfordernden Situationen

Team von ACTitude

ACTitude wurde gegründet von Diana Huth, Psychologin und Medienproduzentin und Theresa Frank, Psychologin und Researcherin. Zum Team gehört außerdem EXIST-Stipendiat Jan Philip Wildschütz als Content Marketing Spezialist. ACTitude ist eine Ausgründung der Ruhr-Universität Bochum (RUB). In dem Interview spricht Diana Huth über die Herausforderungen der Gründung und gibt Tipps für Gründungsinteressierte.

Beschreibt eure Gründungsidee.

Wir bringen Menschen bei, wie sie emotionale Herausforderungen des Alltags meistern. Trennungen, Jobverlust, Tod einer geliebten Person oder einfach der alltägliche Stress – wir alle finden uns im Leben immer wieder in Situationen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen. Genauer gesagt, sind 18 Millionen Deutsche pro Jahr psychisch belastet. 15 Millionen davon nehmen keine professionelle Hilfe in Anspruch. Zu groß die Stigmatisierung psychischer Belastungen, zu lange die Wartezeiten für Therapieplätze.
Mit ACTitude machen wir therapeutische Themen alltagstauglich. Im Podcast “Die Aufwärtsspirale”, auf YouTube, Instagram und im Web-Magazin klären wir auf und geben gemeinsam mit Expert*innen praktische Tipps für verschiedene Situationen. Unser erster Onlinekurs „Umgang mit Stress“ ergab sich aus der hohen Nachfrage des Themas und wird gerade als offizieller Präventionskurs zertifiziert.

Wie kamt ihr auf den Gedanken, ein Start-up zu gründen?

Die Idee kommt von mir. Nach meinem Studium der (klinischen) Psychologie an der RUB habe ich noch Medienproduktion studiert und dann sowohl als Psychologin als auch in Agenturen, im Verlag und als Moderatorin gearbeitet. In keiner Festanstellung gelang es mir, beide Welten zu vereinen und gleichzeitig habe ich mich immer gefragt, warum uns niemand beibringt, wie wir mit Ablehnung, Trauer oder anderen psychischen Herausforderungen des Lebens umgehen. Mit ACTitude will ich eine Plattform zur Prävention psychischer Erkrankungen schaffen, die wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig medial ansprechend ist. Weil das niemand allein schafft, habe ich mich auf die Suche nach einem Team gemacht.

Wie ließ sich die Gründung mit dem Studium/dem Beruf vereinbaren?

Am Anfang war es für uns alle sehr schwer. Die Phase bis zur Bewilligung der EXIST-Fördermittel hat sich sehr lange rausgezogen und so haben wir alle schon sehr unter der Doppel- und Dreifachbelastung mit Studium, Job und ACTitude gelitten. So war eines unserer Teammitglieder mitten in ihrer Masterarbeit, als die Bewilligung kam. Die Doppelbelastung war für sie nicht immer leicht, obwohl sie sich super strukturiert hat. Gleichzeitig hätten wir in dieser Phase des Projekts jede Minute Arbeitskraft gebrauchen können. Dann bekam sie auch noch eine superspannende Promotionsstelle angeboten, die sie letztendlich nicht ausschlagen konnte und wir machten uns auf die Suche nach einem neuen Teammitglied.
Wenn wir also eins in der Frühphase gelernt haben, dann, dass es immer anders kommt als wir denken und dass es psychische Flexibilität – das ist der Hauptgegenstand unserer Onlinekurse – braucht, um durchzuhalten.

Die WORLDFACTORY bedeutet für uns…

passgenaue Unterstützung, ein starkes Netzwerk und immer ein offenes Ohr.

Was sind die größten Herausforderungen, auf die man stoßen kann und wie geht man damit um?

Wir alle scheitern – ständig. Das gehört einfach dazu. Oft heißt es auch "Fail Fast". Ich kenne kein Start-up, bei dem alles glatt lief und ich muss sagen, so intensiv hatte ich es mir auch nach neun Jahren Arbeitserfahrung nicht vorgestellt. Was als am schwierigsten empfunden wird, ist sicher sehr individuell. Für mich waren es bislang die Befindlichkeiten von uns Menschen – egal ob im Team, mit Partnern oder in uns selbst. Wenn Menschen zusammenarbeiten, gibt es immer Reibungen. Gerade wenn es um etwas geht, kommen mir diese noch intensiver vor. Ich lerne noch, mir das nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen.

Was ist das Besondere an eurem Start-up?

Wir sind eine Personenmarke. Das bringt den Vorteil, dass unsere Nutzer*innen eher eine persönliche Verbindung zu mir und uns aufbauen können, was beim Thema psychische Gesundheit in meinen Augen sehr wichtig ist, gerade als digitales Produkt. Klar, es wird auch Menschen geben, die mich doof finden. Für die gibt es andere Lösungen am Markt. Wer allerdings einen Zugang zu mir hat, dem fällt es vielleicht auch leichter, dabei zu bleiben. Viele Mitbewerber klagen darüber, dass Nutzer*innen sich ähnlich verhalten wie im Fitnessstudio: Am Anfang hoch motiviert und dann kommen sie nach einigen Besuchen gar nicht mehr. Damit das nicht passiert, entwickeln wir unsere Produkte nach den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden*innen. Das gilt sowohl für die Inhalte als auch für die Features und die Nutzungsweisen. Nehmen wir unseren ersten Kurs „Umgang mit Stress“: Manche Menschen machen Sport, wenn sie gestresst sind, andere lieber Entspannungsübungen und wieder andere wollen umdenken und zum Beispiel ihr Zeitmanagement verbessern. Unser Kurs bietet all diese Inhalte und mit einer Abfrage zu den eigenen Präferenzen kann unser System die Kursinhalte anpassen.

Wo steht ihr aktuell und was kommt als nächstes?

Wir haben gerade unseren ersten Kurs „Umgang mit Stress“ auf den Markt gebracht und planen die Produktion des zweiten Kurses „Selbstwert stärken“. Der Stressbewältigungskurs durchläuft aktuell die Zertifizierung als Präventionskurs, sodass Kunden*innen die Kosten – zum Großteil –  erstattet bekommen. Diese Zertifizierung ist allerdings etwas aufwändig und benötigt noch mehr Zeit als erwartet. Mit den ersten Nutzer*innenzahlen können wir dann auf Krankenkassen und Unternehmen zugehen – für Selektivverträge und im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge.

Ein Tipp an alle Gründungsinteressierten:

Überlegt euch, was ihr wollt, und lasst es immer wieder challengen. Nutzt Angebote der Universitäten und von anderen Institutionen. Oft bieten Wirtschaftsförderungen auch Möglichkeiten, vor einem Publikum zu präsentieren. Das ist wertvolles und kostenfreies Feedback. Lasst euch nicht entmutigen, wenn nicht alle eure Idee sofort lieben. Bleibt gleichzeitig realistisch. Wenn etwas nicht gelingen will, dann gibt es mit Sicherheit noch etwas Anderes in eurem Leben, das euch erfüllt. Und bitte: Macht Pausen. Nicht jede Nachtschicht lohnt sich. Daran erinnern wir uns im Team immer wieder aufs Neue.
 

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