Dentale Gesundheitsvorsorge spielerisch lernen
Dass Vorsorge eine große Rolle für die Gesundheit spielt - davon sind Ina und Tim, das Gründungsteam von DentoGenius überzeugt. Aus ihrer beruflichen Praxis wissen die beiden, wie wichtig ein gesunder Lebensstil für das Wohbefinden ist. Diese Erfahrungen hatten einen großen Einfluss darauf, das Konzept für ihr gemeinsames Start-up DentoGenius zu entwickeln. Die Idee ist, Kindern und Eltern die Grundlagen der Mund- und Zahnhygiene spielerisch zu vermitteln, um das Problem - vorsicht Wortspiel - an der Wurzel zu packen und teure und schmerzhafte Behandlungen zu verhindern, bevor sie nötig werden. Im Interview sprechen sie über den Weg ihres gemeinsamen Start-ups und was sie motiviert hat, diesen einzuschlagen. Betreut wird das Start-up übrigens von unserem Inkubator Health+.
Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Wer steckt hinter dem Start-up?
Hi, wir sind Ina und Tim, das Team von DentoGenius Health. Es ist wirklich toll, euch etwas über unser Start-up erzählen zu dürfen! Ich bin Ina, Ärztin mit vielseitiger medizinischer Erfahrung. Zuletzt war ich im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie im Krankenhaus tätig. Mein Ausbildungsweg umfasst jedoch auch Radiologietechnologie, Gesundheitswissenschaften und Neurokognitionsforschung. Mein beruflicher Pfad hat mich bereits um die ganze Welt geführt, was meine Perspektiven enorm erweitert hat. Besonders fasziniert bin ich von der Wechselwirkung zwischen Lebensstil und Gesundheit und wie das unser Wohlbefinden beeinflusst. Und ich bin Tim, der Zahnarzt unseres Duos. Ich arbeite in unserer Familienpraxis, wo ich mich besonders mit Kinderzahnheilkunde beschäftige. Es macht mir unglaublich viel Freude, Lösungen für die zahnmedizinischen Probleme unserer Patien*innen zu finden und damit ihr Wohlbefinden zu steigern. Zusammen bilden wir ein Team, das nicht nur fachlich gut aufgestellt ist, sondern auch eine echte Leidenschaft für die Gesundheit unserer Patient*innen hat. Wir sind begeistert, unser Wissen zu teilen und hoffen, damit vielen Menschen helfen zu können. Es ist eine spannende Zeit für uns und wir können es kaum erwarten, zu sehen, was die Zukunft bringt!
Beschreibt eure Gründungsidee:
Bei DentoGenius setzen wir auf einen innovativen Ansatz, der eine interaktive Lern-App mit physischen Erlebnisboxen kombiniert. Diese Boxen sind gefüllt mit sorgfältig ausgewählten, personalisierten Dentalprodukten und bieten bereichernde Erfahrungen, die speziell auf die Bedürfnisse junger Familien zugeschnitten sind. Unser Ziel ist es, Kinder spielerisch und didaktisch ausgeklügelt an wichtige Gesundheitskonzepte heranzuführen und sie frühzeitig für die Bedeutung guter Mundhygiene zu sensibilisieren. Unsere Methodik fußt auf einer Mischung aus unterhaltsamer Gamification, packenden Geschichten und der neuesten Technologie der künstlichen Intelligenz, unterstützt durch fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse und psychologische Einsichten, um vor allem auch neurowissenschaftlich die Etablierung gesundheitsfördernder Verhaltensweisen anzustoßen.
Wie kamt ihr auf den Gedanken, ein Start-up zu gründen?
Oh, das ist wirklich eine spannende Frage! Ina hatte bereits während ihres Studiums als Medical Scientist für ein Biotech-Start-up gearbeitet und dort viel Erfahrung gesammelt. Dann begann alles so richtig mit unserer täglichen Arbeit im Krankenhaus und in der Zahnklinik. Als Ärztin und Zahnarzt haben wir zahlreiche Fälle erlebt, in denen gesundheitliche Probleme hätten vermieden werden können, was den Patienten nicht nur körperliche Schmerzen und mentale Belastungen erspart hätte, sondern auch erhebliche Kosten und Einbußen an Lebensqualität. Wir begannen intensiv, Studien und Fachjournale zu durchforsten und uns mit Kolleg*innen auszutauschen, um nach Lösungen zu suchen. Dabei wurde uns das Ausmaß der negativen Auswirkungen schlechter Zahnhygiene auf Kinder besonders bewusst. Es war wirklich erschütternd. Die Geschichten von Eltern, die berichteten, wie die Zahngesundheit ihrer Kinder während der Pandemie gelitten hatte, haben uns tief berührt und motiviert, unseren Schwerpunkt auf Prävention zu legen – und das von Anfang an. Unser großes Ziel ist es jetzt, Kinder und ihre Eltern dazu zu inspirieren, bessere Gewohnheiten und Verhaltensweisen in Bereichen wie Mundhygiene und Ernährung zu entwickeln. Außerdem möchten wir eine Gemeinschaft schaffen, in der Menschen sich über Gesundheitsthemen austauschen und gegenseitig unterstützen können, um so die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung zu verbessern. Wir setzen uns mit ganzer Leidenschaft für dieses Projekt ein, weil wir überzeugt sind, dass wir etwas Positives in unserer Gesellschaft bewirken können. Aus den täglichen Herausforderungen in unserem klinischen Alltag haben wir viel gelernt und möchten diese Erkenntnisse nutzen, um Veränderungen herbeizuführen. Es ist oft frustrierend zu sehen, dass viele Gesundheitsprobleme vermieden werden könnten, wenn das Gesundheitssystem mehr Wert auf Vorbeugung legen würde. Deshalb wollen wir in der Zahnmedizin Pioniere sein und den Weg für eine gesündere Zukunft ebnen. Uns treibt die Vision an, digitale Technologien in Kombination mit präventiven Ansätzen zu nutzen, um Menschen effektiv zu helfen.
Wie ließ sich die Gründung mit dem Studium/dem Beruf vereinbaren?
Um ganz ehrlich zu sein, es war wirklich kein Zuckerschlecken. Die Idee dazu kam uns im September 2021, genau zu Beginn von Tims sechstem Studienjahr und meinem fünften. Wie ihr wahrscheinlich wisst, sind die Studiengänge in Human- und Zahnmedizin extrem zeitintensiv, mit vielen anspruchsvollen Prüfungen und einer hohen Anwesenheitspflicht. Zusätzlich zur Herausforderung des Studiums haben wir auch an einem Accelerator-Programm teilgenommen, während ich mein Praktisches Jahr absolvierte und Tim in der Praxis startete. Das war alles andere als ein Kinderspiel. Was uns wirklich geholfen hat, war effektives Zeitmanagement und eine gute Aufgabenaufteilung. Unser fester Glaube an unsere Mission und Vision gibt uns auch jetzt noch die Kraft, all das zu bewältigen. Aber wie das so ist beim Gründen: Es gibt tausend Dinge gleichzeitig zu erledigen. Es ist daher superwichtig, auch etwas Zeit für sich selbst zu finden und irgendwie eine Balance zu halten, um nicht in einem Burnout zu enden. Wenn wir ganz ehrlich sind, gelingt uns das mit der Balance je nach Phase mal mehr, mal weniger gut. Ich denke, das geht vielen Gründerinnen und Gründern so.
Die WORLDFACTORY bedeutet für uns…
Die WORLDFACTORY ist ein dynamisches Netzwerk von Gleichgesinnten und Expert*innen, die sich alle dem Ziel der Innovation und des Fortschritts verschrieben haben. Durch regelmäßige und spannende Austauschmöglichkeiten erhalten wir unschätzbare neue Perspektiven und haben die Chance, unsere Ideen in einem inspirierenden und kreativen Umfeld weiterzuentwickeln. Darüber hinaus bieten uns Workshops und Seminare kontinuierlich die Möglichkeit, Neues zu lernen. Die herausragende Unterstützung durch den Health+ Inkubator spielt eine wichtige Rolle für uns, da sie uns hilfreiche Tools zur Verfügung stellt, um unser Projekt voranzutreiben und unsere Visionen in die Tat umzusetzen.
Was sind die größten Herausforderungen, auf die man stoßen kann und wie geht man damit um?
Eine der ersten großen Hürden ist sicher die Angst vor dem Unbekannten. Zu Beginn ist alles neu und kann ziemlich überwältigend sein. Wir mussten uns beispielsweise von Grund auf in Bereiche wie Marketing und Finanzen einarbeiten, die weit entfernt von unserer medizinischen Ausbildung lagen. Man muss nicht sofort ein Profi sein, aber ein Grundverständnis ist wichtig. Und für alles Weitere gibt es ja Expert*innen, die man um Rat fragen oder mit denen man zusammenarbeiten kann. Dann kommt das Thema Team Building. Es ist wirklich entscheidend, die richtigen Leute zu finden, die auch gut miteinander arbeiten können. Besonders in der Anfangsphase, wenn die Ressourcen noch knapp sind, kann das eine echte Herausforderung sein. Eine weitere Hürde ist der Umgang mit Feedback. Man bekommt viele Ratschläge und muss lernen, das Hilfreiche vom weniger Nützlichen zu unterscheiden. Gerade im Gesundheitswesen kann es schwierig sein, da nicht jeder die Details deines Projekts sofort versteht, besonders wenn er oder sie keine medizinische Vorbildung hat. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind ebenfalls unerlässlich. Manchmal musst du bereit sein, deine Pläne zu ändern, wenn sie nicht funktionieren. Dabei ist es wichtig, einerseits leidenschaftlich bei der Sache zu sein, andererseits aber auch flexibel genug, um neue Wege einzuschlagen, wenn es notwendig ist. Fehler zu machen gehört ebenfalls dazu. Es ist wichtig, eine Kultur zu schaffen, in der Fehler als Lernchancen gesehen werden. Jeder Fehler bietet die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Und schließlich der Umgang mit Rückschlägen und das Bewahren von Resilienz. Rückschläge sind normal und es ist wichtig, schnell neue Lösungen zu finden und sich nicht entmutigen zu lassen.
Was ist das Besondere an eurem Start-up?
Unser Gründungsteam zeichnet sich durch seine Diversität aus, was in der Start-up Szene leider immer noch selten ist. Berichte wie der „Women in Technology Leadership 2019“ der Silicon Valley Bank zeigen, dass nur etwa 28% der Start-ups mindestens eine Gründerin haben. Zudem profitiert unser Start-up von einer einzigartigen Kombination aus Zahn- und Humanmedizin, was eher noch relativ unüblich ist. Traditionell konzentriert sich die medizinische Fachwelt oft auf spezialisierte Bereiche. Wir glauben jedoch, dass unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit uns ermöglicht, aus verschiedenen Blickwinkeln innovative Perspektiven und Lösungsansätze zu entwickeln. Außerdem haben wir uns bewusst dazu entschieden, die traditionellen Karrierewege in der Medizin zu verlassen, um etwas Neues zu schaffen. Dies ist noch nicht häufig der Fall, erlaubt uns jedoch, unsere praktischen klinischen Erfahrungen in das Unternehmertum einzubringen und so neue Konzepte im Gesundheitssektor zu entwickeln. Zu guter Letzt: Unser Hauptprodukt, eine Kombination aus einer interaktiven Lern-App und physischen Erlebnisboxen für Kinder, ist einzigartig auf dem Markt. Diese Kombination aus digitalen und physischen Komponenten ist speziell darauf ausgelegt, Kindern auf spielerische Weise gesunde Mundhygiene beizubringen. Wir setzen auf wissenschaftlich fundierte Methoden, was unser Produkt nicht nur unterhaltsam, sondern auch effektiv macht, um langfristige positive Gesundheitseffekte zu fördern.
Wo steht ihr aktuell und was kommt als nächstes?
Wir haben kürzlich das Exist-Gründerstipendium des Wirtschaftsministeriums erhalten. Diese Förderung nutzen wir nun, um unsere Prototypen weiterzuentwickeln und sie fit für den Markt zu machen. Darüber hinaus erweitern wir kontinuierlich unsere wissenschaftlichen Kooperationen und arbeiten daran, unseren Product-Market-Fit zu verbessern, indem wir uns stark auf die Bedürfnisse unserer Kundschaft konzentrieren.
Euer Tipp an alle Gründungsinteressierten:
Lasst euch nicht davon abhalten, euer Start-up zu gründen, nur weil nicht alle Bedingungen ideal sind oder ihr euch noch nicht vollständig bereit fühlt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in eurer Eigeninitiative. Niemand wird euch einfach so den Weg ebnen oder den Erfolg auf einem Silbertablett präsentieren. Nehmt die Dinge selbst in die Hand, beginnt mit den Ressourcen, die ihr habt, und lernt aus der direkten Erfahrung. Häufig findet ihr Lösungen für Probleme, an die ihr vorher nicht einmal gedacht hattet. Seid proaktiv und ergreift jede Chance zur Weiterbildung und zum Knüpfen von Kontakten. Besucht Netzwerktreffen, erkundigt euch bei den Gründungszentren eurer Universität nach Unterstützung und sammelt praktische Erfahrung – ob als Werkstudent*in oder durch eine andere Tätigkeit in einem Start-up. Durch aktives Handeln und kontinuierliches Lernen bringt ihr eure Vision schrittweise zum Leben. Nutzt jede Chance, um zu wachsen und euch weiterzuentwickeln. Das bedeutet oft, dass ihr eure Komfortzone verlassen müsst, selbst wenn es zunächst einschüchternd wirken kann.