Mehr Barrierefreiheit für Live-Events
Aus eigener Erfahrung weiß Studentin Kathrin Heinrichs, wie wichtig es ist, Gehör zu finden – insbesondere, wenn man selbst nicht hören kann. Die Bochumer Studentin ist taub, und trotz ihrer geselligen Art ist es ihr immer schwer gefallen, den Inhalten von Präsenzveranstaltungen zu folgen. Aus diesem Grund hat sie gemeinsam mit ihrem Gründungsteam das Start-up Digi-Dolmi ins Leben gerufen. Mithilfe ihres Produkts Mrs. Fitis, das automatisierte Untertitel für Events ermöglicht, möchte Kathrin Live-Events für schwerhörige und taube Menschen zugänglicher machen. Im Interview spricht Kathrin über ihre Mission, Hindernisse zu überwinden und Inklusion voranzutreiben.
Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Wer steckt hinter dem Start-up?
Ich bin Kathrin Heinrichs und die Ideengeberin von Mrs. Fitis. Mein Ziel ist es, die Veranstaltungswelt barrierefreier zu gestalten. Ich setze mich dafür ein, dass Schwerhörige und taube Menschen durch Live-Untertitel vollständig an Events teilnehmen können – eine Lösung, von der Millionen Menschen in Deutschland profitieren würden. Unterstützt werde ich von Justin und Stefan, zwei talentierten Entwicklern, die unser Produkt nicht nur entwickelt haben, sondern es auch ständig weiter verbessern. Wir drei sind Studierende und haben beschlossen, unser Studium mit der Gründung zu verbinden, um unsere Vision Realität werden zu lassen.
Beschreibt eure Gründungsidee:
Wie schon erwähnt, sind die meisten Veranstaltungen nicht barrierefrei. Das bedeutet, dass schwerhörige oder taube Menschen oft nicht in der Lage sind, die Inhalte zu verstehen. Ich selbst bin taub und weiß, wie frustrierend es ist, auf einer Veranstaltung zu sein und gar nichts mitzubekommen – obwohl ich trotzdem gerne unter Menschen bin. Aus diesem persönlichen Bedürfnis heraus entstand die Idee, Live-Untertitel für Events anzubieten. Dadurch könnten Schwerhörige oder Taube endlich vollständig am Geschehen teilhaben.
Wie kamt ihr auf den Gedanken, ein Start-up zu gründen?
Ich war immer wieder frustriert, dass ich auf Veranstaltungen nichts verstehen konnte. Irgendwann dachte ich mir: “Wenn es niemand anderes macht, dann mache ich es eben selbst.” Diese Motivation hat mich angetrieben, und ich konnte Justin und Stefan mit meiner Idee begeistern. Gemeinsam haben wir beschlossen, ein Start-up zu gründen, um Barrierefreiheit in Deutschland voranzutreiben und Events für alle zugänglich zu machen.
Wie ließ sich die Gründung mit dem Studium/Beruf vereinbaren?
Die Vereinbarkeit mit dem Studium war ehrlich gesagt nicht einfach. Freizeit gibt es kaum noch, und das Start-up hat immer Priorität. Es kommt vor, dass man Termine annimmt und dabei die Freunde oder andere Pläne zurückstellen muss. Auch schlaflose Nächte gehören dazu – neben Lernen und Prüfungen stehen auch noch bürokratische Aufgaben an. Man muss wirklich dafür brennen, sonst schafft man es nicht. Ohne Leidenschaft und Durchhaltevermögen ist eine Gründung neben dem Studium kaum möglich.
Die WORLDFACTORY bedeutet für uns…
…eine großartige Möglichkeit, zu netzwerken und von anderen zu lernen. Hier treffen wir spannende Leute, tauschen uns aus und bekommen wertvolle Kontakte und Weiterempfehlungen. Dieses unterstützende Netzwerk schätzen wir sehr.
Was sind die größten Herausforderungen, auf die man stoßen kann und wie geht man damit um?
Die größten Herausforderungen liegen darin, alles unter einen Hut zu bekommen: Studium, Gründung, Entwicklung und dann noch Marketing und Finanzierung. Hinzu kommt die Unsicherheit, ob das Produkt gut ankommt. Wir versuchen, das durch gute Planung, ehrliches Feedback und ständiges Lernen zu meistern. Rückschläge gehören dazu, aber sie helfen uns, besser zu werden.
Was ist das Besondere an eurem Start-up?
Unser Start-up ist einzigartig, da es keine vergleichbare Lösung für barrierefreie Veranstaltungen mit Live-Untertiteln gibt. Wir sind nicht nur innovativ, sondern auch gesellschaftlich relevant. Unsere Technologie und unsere Vision schaffen echten Mehrwert für Menschen, die bisher ausgeschlossen waren.
Wo steht ihr aktuell und was kommt als nächstes?
Derzeit arbeiten wir intensiv daran, immer mehr Veranstaltungen barrierefrei zu gestalten – und das läuft richtig gut. Das Feedback von Teilnehmenden ist sehr positiv. Gleichzeitig entwickeln wir eine Lösung, bei der Live-Untertitel in verschiedene Sprachen übersetzt werden können. Das wird die Reichweite unserer Lösung deutlich erhöhen und auch internationalen Bedarf abdecken.
Euer Tipp an alle Gründungsinteressierten:
Findet eine Idee, für die ihr wirklich brennt, und bringt die nötige Disziplin und Ausdauer mit. Seid offen für Kritik – sie gibt euch die Chance, besser zu werden. Am Ende zahlt sich die harte Arbeit aus, wenn ihr etwas schafft, das Menschen wirklich hilft.