Nachhaltige Nisthilfen

Das Gründungsteam von Flieger Artenschutz.

© Donna und der Blitz

Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Insekten von konventionellen Herstellern sind oft nicht wirklich nachhaltig oder nicht lieferbar. Deswegen hat das Gründungsteam von Flieger Artenschutz, bestehend aus Vanessa, Dominik und László, sich vorgenommen, eine wirklich nachhaltige Alternative auf den Markt zu bringen. Damit leistet das Start-up einen doppelten Beitrag zum Natur- und Artenschutz: Verschiedenste Tiere finden einen artgerechten Unterschlupf und diese sind auch noch nachhaltig produziert. Im Interview sprechen sie über ihre Motivation und ihren Gründungsweg.


Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Wer steckt hinter dem Start-up?

Flieger Artenschutz bestehen aus Vanessa, welche Biologie im Master an der RUB studierte, Dominik welcher aktuell noch Geoinformatik in Bochum studiert und László, Dominiks Vater, der seit einem Jahr in Rente ist. Vanessa kümmert sich um die biologischen Inhalte sowie die Gutachten. Dominik ist zuständig für die IT und konstruiert die Nisthilfen. László ist der Kaufmann und für die Produktion zuständig. Die Grenzen verschwimmen aber öfter.

Beschreibt eure Gründungsidee:

Wir sind Planungsbüro und Nisthilfenhersteller in einem. Wir schreiben nicht nur wie klassische Planungsbüros Artenschutzfachbeiträge für die Baubranche, sondern produzieren zeitgleich auch die mit Abstand am häufigsten benötigte Ausgleichsmaßnahme, die sog. Nisthilfen. Nisthilfen sind professionelle Vogelhäuschen und Fledermauskästen, die bei Bauvorhaben wie z.B. Gebäudeabriss, Sanierung, Straßenbau aber auch Gehölzfällungen, als Ausgleich für wegfallende Fledermausquartiere und Vogelbrutstätten vor Umsetzung des Bauvorhabens angebracht werden müssen. Die Nisthilfen werden von uns sehr nachhaltig, aus Holz, dass von den nordrheinwestfälischen Forstämtern stammt, schnell und nach Vorgaben des Landesamtes (LANUV) produziert. Zusätzlich bieten wir ein umfangreiches Serviceangebot, bestehend aus der gesetzlich vorgeschriebenen fachgerechten Anbringung, dem Protokoll für die Naturschutzbehörde und die regelmäßige Wartung an. Die Prioritäten sind die schnellen Lieferzeiten sowie die Rechtssicherheit der Nisthilfen und die Nachhaltigkeit. Denn diese wird bei der Konkurrenz komplett vernachlässigt. Im übrigen werden auch Privatkunden bei uns fündig, z.B. in Form von Insektenhotels oder Nisthilfen für Gartenvögel.

Wie kamt ihr auf den Gedanken, ein Start-up zu gründen?

Vanessa arbeitet in einem Planungsbüro und hat mit den Nisthilfen der Konkurrenz öfter zu tun. Lieferzeiten von teilweise 18 Monaten und die schlechte Qualität / fehlende Nachhaltigkeit sind ihr immer wieder negativ aufgefallen. Dominik wollte sowieso in naher Zukunft etwas gründen und so kam eins zum anderen und die Idee wurde immer weitergedacht.

Wie ließ sich die Gründung mit dem Studium/dem Beruf vereinbaren?

Wer will, der kann. Bis zum Gründungsstipendium NRW, welches die Berufe nebenbei auf 14 Stunden/Woche begrenzt, haben wir normal Vollzeit gearbeitet und studiert. 80 Stunden die Wochen sind normal und du gehst mit der Selbstständigkeit ins Bett und stehst damit auf. Nächte wurden und werden durchgearbeitet, weil irgendwas fertig werden muss. Wer auf Work-Life-Balance wert legt, ist in der Selbstständigkeit auf jeden Fall falsch. Wochenende gibt es nicht und uns nervt es eher, weil du sonntags nicht sägen oder fräsen kannst.

Die WORLDFACTORY bedeutet für uns…

Hilfe, Ideen und Unterstützung. Kurz und knapp manchmal angenehm, einen kleinen Wegweiser zu haben.

Was sind die größten Herausforderungen, auf die man stoßen kann und wie geht man damit um?

Wenn man nicht in einer Unternehmerfamilie groß geworden ist und du der oder die Erste bist, die sich im Bekanntenkreis selbstständig macht, dann ist alles eine Herausforderung. Du musst alles ergoogeln, von den steuerlichen Themen, bis hin zu den Maschinen, die du eventuell brauchst, von denen du aber noch nicht mal weißt, dass es sie gibt. Wie man damit umgeht? Gute Frage… Wenn du es nicht machst, wer dann? Also MUSST du dich damit befassen und dich in jede Richtung belesen, erweitern und verbessern!

Was ist das Besondere an eurem Start-up?

Sowohl ein Planungsbüro, als auch Nisthilfen sind nichts neues. Doch ein Unternehmen, das beides vereint und somit seinen Kunden viel Aufwand, Geld und Zeit spart, schon! Denn während andere Planungsbüros nach der Kartierung erst die Berichte erstellen und diese dann übersenden, sodass der Auftraggeber erst dann die benötigten Nisthilfen bestellen kann, funktioniert dies bei uns ineinandergreifend. Sobald der Nisthilfenbedarf ermittelt ist, wird dieser kommuniziert und unsere Nisthilfen angeboten. Von den Nisthilfen gibt es auf dem Markt nur wenig Gute und vor allem keine Nachhaltigen. Die Konkurrenten importieren aus China und Moldau, fertigen aus Holzbeton oder verwenden andere schädliche Materialien. Sobald die Nisthilfen ausgeliefert sind, ist bei anderen Nisthilfenherstellern Stopp, bei uns fängt es dann erst mit unserem Serviceangebot an. Denn neben den Nisthilfen bieten wir auch die fachgerechte Anbringung, das Protokoll für die Behörde und die Wartung an, sodass der komplette artenschutzrechtliche Teil abgedeckt ist. Wir begleiten unsere Kunden somit über den gesamten Prozess im Bereich Artenschutz, sodass sie nie im Regen stehen! ;)

Wo steht ihr aktuell und was kommt als nächstes?

Aktuell stehen wir vor der Anmietung unserer ersten Halle, in der wir dann die Nisthilfen besser und schneller produzieren können. Das gibt uns vor allem im Bereich Lager und Warenverfügbarkeit noch mal einen ordentlichen Push!

Euer Tipp an alle Gründungsinteressierten:

Traut euch ruhig! Wenn ihr es wirklich wollt, dann funktioniert das auch. Ihr müsst offen für Neues sein, es sollte euch nicht zu schwerfallen, etwas Neues zu lernen und ansonsten einfach Spaß an der Entwicklung haben.