#Top3 - AfterBattle: Digitale Krebsnachsorge

Krebsüberlebende stehen nach der Therapie oft vor neuen, belastenden Herausforderungen – körperlich, emotional und sozial. Genau hier setzt das Health-Tech-Start-up AfterBattle aus Bochum an. Das interdisziplinäre Gründungsteam, rund um die Genomik-Spezialistin und Krebsüberlebende AfaghHassani, verfolgt das Ziel, Betroffene durch eine innovative Life-Coaching-App ganzheitlich auf ihrem Weg zurück ins Leben zu begleiten und langfristige Resilienz zu fördern. Die Gründungsidee basiert damit auf einer Kombination aus medizinischer Fachkenntnis, persönlicher Erfahrung und dem Anspruch, die digitale Krebsnachsorge nachhaltig zu verändern. Für diese Lösung gewann das Gründungsteam beim WORLDFACTORY Demo Day 2025 im Rahmen der IDEA.2025 den 3. Platz. Im Interview teilt Afagh ihre Gedanken zum Start-up, dem Demo Day und der Stadt Bochum als Gründungsstandort.
Beschreibt eure Gründungsidee und stellt euch als Gründungsteam doch bitte einmal vor.
Wir sind AfterBattle und wir haben die Vision, Krebsüberlebenden und ihren Angehörigen zu helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und noch stärker als zuvor weiterzumachen. Hinter After Battle stehe ich, Afagh Hassani. Als Gründerin mit einem Hintergrund in Onkologie, Epigenetik und Gesundheitscoaching bringe ich sowohl professionelle Expertise als auch persönliche Erfahrungen in das Projekt ein. Zusammen mit meinem engagierten Team, das aus dem App-Entwickler Farhad Nozari und dem Ernährungsberater Arian Ghorbanian besteht, arbeite ich daran, das Leben von Menschen nach einer Krebserkrankung zu verbessern.
Nach einer Krebsbehandlung stehen viele Patient*innen vor neuen Herausforderungen. Diese umfassen physische Probleme wie Nebenwirkungen der Therapie (z. B. Haarausfall, Hautveränderungen und Gewichtsprobleme) sowie psychische Belastungen wie Angst vor einem Rückfall, Panikattacken und das Gefühl, allein gelassen zu werden. Gleichzeitig gibt es oft wenig Orientierung, wie man mit den langfristigen Auswirkungen der Behandlung umgeht oder wie man wieder ein normales Leben aufbaut. AfterBattle ist eine Life-Coaching-App, die speziell für diese Patient*innen entwickelt wurde. Sie kombiniert personalisierte Gesundheitspläne, mentale Unterstützung, Mindfulness-Übungen und Ansätze aus der Epigenetik, um Menschen, die eine Krebserkrankung hinter sich haben, zu helfen, in ihrem neuen Leben erfolgreich zu sein und eine hohe Lebensqualität zu genießen.
Im Februar habt ihr uns bereits im Start-up Interview einen Einblick in euer Start-up gegeben. Was hat sich bei AfterBattle seit unserem letzten Gespräch konkret weiterentwickelt?
Wir begannen mit der Entwicklung der App und dem Aufbau unserer Infrastruktur. Nun war es an der Zeit, den Startknopf zu drücken und die Idee in die Tat umzusetzen. Wir haben mit verschiedenen KI-Modellen experimentiert, einen KI-Assistenten entworfen und implementieren nun die Microservices für unsere Software.
Wie habt ihr die IDEA.2025 und den WORLDFACTORY Demo Day 2025 erlebt?
IDEA.2025 war für uns ein unglaublich schöner und inspirierender Tag. Es war das erste Mal, dass wir AfterBattle live vor Publikum präsentieren konnten – und das hat sich einfach richtig angefühlt. Die Stimmung war super offen und unterstützend, man konnte richtig merken, wie viele Menschen Lust haben, mit ihren Ideen etwas zu bewegen. Besonders das direkte Feedback nach dem Pitch hat uns motiviert und uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wieso habt ihr euch dafür entschieden im Ruhrgebiet zu gründen? Welche Vorteile bietet das Ruhrgebiet und speziell Bochum Gründer*innen aus eurer Sicht und was fehlt euch hier noch?
Bochum war die erste Stadt, in der ich in Deutschland gelebt habe – hier habe ich studiert, hier habe ich meine ersten Erfahrungen im neuen Land gesammelt, mit allen Höhen und Tiefen. Hier bin ich an Krebs erkrankt – und auch wieder gesund geworden. Bochum ist ein Teil von mir geworden, ich fühle mich hier zuhause. Deshalb war es für mich ganz klar: Wenn AfterBattle irgendwo startet, dann hier.
Gab es für euch jemals auch eine Alternative zur Gründung? Hättet ihr euch auch in der Forschung sehen können?
Ja, auf jeden Fall. Forschung war und ist für uns ein wichtiger Teil – viele von uns kommen aus einem wissenschaftlichen Hintergrund und lieben es, neue Dinge zu entdecken. Aber gleichzeitig wollten wir unsere Erkenntnisse nicht nur in wissenschaftlichen Papieren sehen, sondern auch direkt im Leben von Menschen etwas verändern. Die Gründung eines Start-ups gibt uns die Möglichkeit, näher an den Nutzer*innen zu sein – ihre Realität zu verstehen, ihre Herausforderungen zu spüren und schnell auf ihre Bedürfnisse zu reagieren. Für uns schließen sich Forschung und Gründung nicht aus – im Gegenteil: Wir möchten beides miteinander verbinden.
Viele von uns sind mit Smartphones und Apps aufgewachsen. Wie stellt ihr sicher, dass auch „Non-Digital Natives“ (z. B. ältere Krebsüberlebende) eure App intuitiv bedienen können?
Wir konzentrieren uns nicht nur auf die traditionellen mobilen Apps. Im Jahr 2025 ist eine App auf dem Smartphone ein Klassiker. Unser Ziel ist ein persönlicher medizinischer KI-Berater, der zu Hause, am Arbeitsplatz oder auf dem Smartphone eingesetzt werden kann, damit jeder mit ihm sprechen und die benötigten Informationen erhalten kann.
Wird es auch Angebote für Angehörige oder nahestehende Personen geben, die Betroffene begleiten?
Ja, auf jeden Fall! Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass auch Angehörige oft völlig überfordert sind – sie wollen helfen, wissen aber nicht wie. Deshalb haben wir von Anfang an geplant, auch Tools und Inhalte für diese Menschen anzubieten. Sie sollen lernen, gut für andere da zu sein, ohne sich selbst dabei zu verlieren. Auch sie brauchen Raum, um mit ihren Ängsten und Belastungen umzugehen – und genau dafür schaffen wir Platz in AfterBattle.
Was ist euer größter Wunsch für die Zukunft von AfterBattle – sowohl aus unternehmerischer als auch aus menschlicher Sicht?
Wir möchten nicht nur Krebsüberlebende unterstützen, sondern auch täglich ein freundlicher medizinischer Experte für Menschen sein, die uns brauchen. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, sich über Probleme zu öffnen, die sie nicht einfach nur körperlich oder emotional besprechen können. Wir möchten geschäftlich international agieren. Wir alle kämpfen mit den gleichen Gesundheitsproblemen, unabhängig von unserer ethnischen Zugehörigkeit. Daher ist die Globalisierung unser oberstes Ziel.