#Top5 - Mechanolution: Innovation in der Chemie

Desi Dobreva und Sebastian Grothaus, die Gründer*innen von Mechanolution.

Das Start-up Mechanolution ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft gelingen kann, denn Gründungsexperte Sebastian Grothaus und "leidenschaftliche Chemikerin" Desi Dobreva ergänzen sich gegenseitig. Gemeinsam entwickeln sie ein Verfahren für die chemische Synthese, das im Vergleich zu konventionellen Verfahren Ressourcen- und Energieschonender ist. Mit dieser Idee haben sie beim WORLDFACTORY Demo Day im April 2024 den zweiten Platz belegt. Wir haben mit dem Duo über ihre Gründung gesprochen.

Beschreibt eure Gründungsidee:

Wir produzieren chemische Stoffe mit Hilfe von Mechanochemie. Diese Methode ist wesentlich nachhaltiger, ressourcenschonender und schneller als herkömmliche Verfahren. Zunächst konzentrieren wir uns auf einen Stoff mit großartigen Marktchancen, der essentiell für die Kosmetik- und Pharmabranche ist.

Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Was zeichnet euch aus?

Desi: Ich komme aus Bulgarien und bin leidenschaftliche Chemikerin mit langjähriger Erfahrung in der Mechanochemie. Derzeit promoviere ich bei Prof. Dr. Lars Borchardt an der RUB. Ich bin zielstrebig und kombiniere gerne wissenschaftliche Erkenntnisse mit vielversprechenden Geschäftsideen.

Sebastian: Mittlerweile bin ich seit über 10 Jahren Unternehmer und habe bereits an mehreren Gründungen mitgewirkt. Ich setze mich besonders für nachhaltiges und soziales Unternehmertum ein, da ich von der Kraft überzeugt bin, mit unternehmerischen Mitteln etwas Gutes für die Welt zu bewirken. Meine Stärken habe ich darüber hinaus in den Bereichen Vertrieb und Finanzen.

Wie kamt ihr auf die Idee zu gründen?

Desi: Für mich ist es wichtig, frei über meine Rolle entscheiden zu können und eigenständig kreative Lösungen zu erarbeiten. Bei Mechanolution kann ich meine Leidenschaft für Mechanochemie nutzen, um das immense Potenzial dieses Verfahrens voll auszuschöpfen.

Sebastian: Die Vorstellung eines Angestelltendaseins engt mich ein, ich möchte gute Ideen einfach umsetzen und Organisationen aufbauen, die einen echten Unterschied in der Welt machen. Deshalb habe ich bereits einige Unternehmen (mit-)gegründet und ich kann sagen, dass ich sehr glücklich bin, mit Desi und ihrer großartigen Idee eine tolle Geschäftspartnerin gefunden zu haben.

Wie hat euch der WORLDFACTORY Demo Day gefallen und was ist seitdem bei euch passiert?

Der Demo Day 2024 war eine tolle Veranstaltung, da wir uns dort nicht nur mit anderen spannenden Teams, sondern auch mit Expert*innen und Investor*innen austauschen konnten. Wir sind natürlich sehr glücklich, dass wir in so einem hochkarätigen Pitchwettbewerb den zweiten Platz erreicht haben und das Feedback der Jury war für uns auch überaus wertvoll. Zurzeit warten wir noch auf mögliche Förderbescheide, arbeiten aber bereits fleißig an unserem Geschäftsmodell. Außerdem forscht Desi im Rahmen ihrer Doktorarbeit weiter an den wissenschaftlichen Bereichen unseres Projektes.

Wieso habt ihr euch dafür entschieden im Ruhrgebiet zu gründen? Welche Vorteile bietet das Ruhrgebiet und speziell Bochum Gründer*innen aus eurer Sicht und was fehlt euch hier noch?

Sebastian wohnt in Essen und Desi arbeitet bereits an der RUB, daher bietet sich eine Gründung im Ruhrgebiet an. Generell finden wir hier eine sehr gute Infrastruktur vor: zahlreiche Universitäten, viele kleine und große Unternehmen als potentielle Kunden, kurze Wege zwischen den Ruhrgebietsstädten und eine wachsende Start-up Landschaft inklusive Investor*innen – all diese Punkte sprechen eindeutig für das Ruhrgebiet als Gründungsstandort.

Gab es für euch jemals auch eine Alternative zur Gründung? Hättet ihr euch auch in der Forschung sehen können?

Sebastian ist bereits seit langem Unternehmer und liebt diese Lebensform. Und auch Desi sieht sich klar langfristig als Unternehmerin und gleichzeitig strebt sie danach, in ihrer Rolle bei Mechanolution weiterhin als Forscherin zu agieren und das Beste aus beiden Welten miteinander zu verbinden.

Wie arbeitet ihr im Team zusammen? Habt ihr so etwas wie ein Erfolgsrezept für gute Zusammenarbeit?

Wichtig war uns vor allem von Anfang an eine transparente und offene Kommunikation untereinander. Wir haben frühzeitig unsere gegenseitigen Erwartungshaltungen abgeklärt. Dies ist vor allem wichtig, da wir teilweise noch in anderen Projekten engagiert sind, so dass wir unser Tempo entsprechend auch mal daran anpassen müssen. Außerdem haben wir uns direkt zu Beginn darauf geeinigt, dass Arbeit auch Spaß machen kann und soll!

Welche Anwendungsmöglichkeiten seht ihr in erster Linie für eure Lösung?

Unser anfängliches Produkt ist ein wichtiger Bestandteil in der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie, z.B. bei Cremes. Daher werden wir uns zunächst an kleine und mittelständische Unternehmen in diesen Branchen wenden, die ihre Lieferketten nachhaltiger und lokaler aufstellen möchten. Denn neben der hohen Qualität, die wir anbieten können, ist die Vermeidung von Müll und CO2 mit unserem Verfahren unsere größte Stärke.

Euer Ziel ist es, bereits bestehende Prozesse in der Chemie in nachhaltigere umzuwandeln und damit die chemische Industrie zu revolutionieren. Dafür nutzt ihr die Mechanochemie als innovative Technik. Wo liegen die Grenzen dieser Technik und gibt es bestimmte Teilgebiete in der Chemie, auf die ihr euch fokussiert?

Die Mechanochemie hat viele Vorteile, wie die Möglichkeit, chemische Reaktionen unter milden Bedingungen durchzuführen und Abfall zu minimieren. Jedoch gibt es auch einige Herausforderungen, wie z.B. die Echtzeitüberwachung des gesamten Prozesses. Dennoch gibt es einige Methoden, um den Fortschritt der Reaktion zu beobachten und den Prozess vollständig zu verstehen. Im Moment konzentrieren wir uns auf kleine organische Moleküle, aber wir sind offen dafür, in Zukunft auch umweltfreundlichere Wege für die Synthese anorganischer Materialien zu entwickeln, die für unsere Zielgruppe von Interesse sind.

Wo steht ihr aktuell und wie sehen die nächsten Schritte aus?

Im Moment arbeiten wir an einer Finanzstrategie und an unserem Geschäftsmodell. Durch Recherche und erste Gespräche erlangen wir zudem eine tiefere Marktkenntnis, um die Bedürfnisse unserer zukünftigen Kund*innen besser zu verstehen. Darüber hinaus werden die Prozessoptimierung und Forschung kontinuierlich fortgesetzt.