#Top5 - mechIC: Dehnungssensoren, die ohne Strom funktionieren
Mit der Auszeichnung durch den ersten Platz auf dem WORLDFACTORY Demo Day 2024 können die Gründer*innen von mechIC den zweiten Erfolg in kurzer Zeit verzeichnen: Seit April wird das Start-up außerdem durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des EXIST-Forschungstransfer-Programms gefördert. Mit ihrer innovativen Lösung, einem Dehnungssenor, der ohne Strom funktioniert und nahezu temperaturunempfindlich ist, können die Gründer*innen jetzt richtig durchstarten. Wir haben mit dem Gründungsteam unter anderem über ihre Gründung und den WORLDFACTORY Demo Day gesprochen.
Beschreibt eure Gründungsidee:
Unsere Gründungsidee ist ein mechanischer Sensor, der zum Messen und Speichern keine elektrische Energie benötigt- ein mechIC. MechIC steht für mechanical Integrated Circuits. Wir möchten diesen Sensor im Structural Health Monitoring und im Condition Monitoring einsetzen, um z.B. die Überlastung von kritischer Infrastruktur, wie Brücken, Tunnel und Windkraftanlagen zu überwachen, damit rechtzeitig eingegriffen werden kann, bevor ein Unglück passiert.
Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Was zeichnet euch aus?
Wir sind zu viert: Philip, Henning, Steffen und Lisa. Philip hat das EXIST Forschungstransferprojekt beantragt und ist nun unser Projektleiter, der sich vor allem mit dem Design der mechICs auseinandersetzt. Henning ist unser Technologe, er entwickelt die Fertigungsprozesse und stellt die mechICs im Reinraum her. Als Schaltungstechniker entwickelt Steffen die Kommunikationsschnittstellen, die wir benötigen, damit die Messungen des mechICs ausgelesen werden können. Lisas Schwerpunkte sind die Befestigung des mechICs am Prüfobjekt sowie die Finanzen und Operationen im Unternehmen.
Wie kamt ihr auf die Idee zu gründen?
Die Idee zu Gründen gab es schon seit langer Zeit. Mit der Erarbeitung passender Patente während der Promotionszeit haben wir den Grundstein für das zukünftige Unternehmen gelegt. Mit der Zeit haben wir uns dann als Team zusammengefunden.
Wie hat euch der WORLDFACTORY Demo Day gefallen und was ist seitdem bei euch passiert?
Der WORLDFACTORY Demo Day war super organisiert! Wir kamen mit Investoren, mit anderen Unternehmen und auch mit Start-ups der RUB ins Gespräch. Der Sieg hat uns natürlich noch mehr Motivation gegeben, uns in unserer Vision bestätigt und gezeigt, dass wir mit einem interessanten und zukunftweisenden Produkt auf dem richtigen Weg sind.
Wieso habt ihr euch dafür entschieden im Ruhrgebiet zu gründen? Welche Vorteile bietet das Ruhrgebiet und speziell Bochum aus eurer Sicht und was fehlt euch hier noch?
Die Betreuung durch die WORLDFACTORY an der RUB hat uns in den letzten Jahren sehr geholfen und motiviert. Es gibt eine gute Kommunikation zwischen denen, die gerne einen EXIST Forschungstransferantrag schreiben möchten, und denen, die bereits erfolgreich verteidigt oder sogar bereits gegründet haben. Für unser Produkt sind wir stark davon abhängig, in einem Reinraum arbeiten zu können. An der RUB haben wir schon im ForLab Bochum, das ist der Reinraum des Lehrstuhls Mikrosystemtechnik, sowie im ZGH gearbeitet. Deshalb wollen wir auch hier gründen.
Gab es für euch jemals auch eine Alternative zur Gründung? Hättet ihr euch auch in der Forschung sehen können?
Das ist bei uns allen unterschiedlich. Gerade sind wir aber alle sehr glücklich mit dem Status Quo und wollen gemeinsam alles geben, damit mechIC ein Erfolg wird. Zusammen mit dem EXIST Forschungstransfer ist das eine riesige Chance, die unseren künftigen Lebensweg verändern wird.
Wie arbeitet ihr im Team zusammen? Habt ihr so etwas wie ein Erfolgsrezept für gute Zusammenarbeit?
Wir besprechen uns regelmäßig und unterstützen uns bei den täglichen Aufgaben. Wir vertrauen einander und wertschätzen die fachliche Expertise der anderen. Wichtig ist, dass man sich in den essenziellen Aspekten des Unternehmens und Produkts einig ist, alles andere kann man mit einer gewissen Kompromissbereitschaft regeln.
Eure Lösung macht den Eindruck, als lasse sie sich in vielen Bereichen und Branchen einsetzen. Habt ihr euch schon auf eine Branche konzentriert? Eure Sensoren haben ja buchstäblich das Zeug zur Raketentechnologie ;)
Wir wollen die Märkte Condition Monitoring und Structural Health Monitoring erobern. Beides sind Märkte, auf denen etablierte Dehnungsmessstreifen nur bedingt Einsatz finden können. Zukünftig sehen wir unsere Sensoren in Betonbauten, wie Brücken und Tunneln, an den Schrauben von z.B. Windkraftanlagen oder Pipelines, im Bergbau, wo bekanntermaßen der Einsatz von elektrischem Strom nicht so einfach möglich ist, und in Werkzeugen.
Wie ist die Nachfrage nach eurer Lösung? Gibt es schon Prototypen im Einsatz?
Wir sind mit einigen Unternehmen und auch Forschungsinstituten in engem Kontakt, die gerne unsere Sensoren in ihren Produkten einsetzen möchten. Im Labor konnten wir die Funktion unserer Sensoren bereits bestätigen, nun gilt es den ersten Demonstrator für den Außeneinsatz herzustellen. Daran arbeiten wir gerade alle sehr fleißig.
Wo steht ihr aktuell und wie sehen die nächsten Schritte aus?
Der EXIST Forschungstransfer hat vor wenigen Wochen Anfang April gestartet. Wir sind also noch recht neu dabei, haben aber auch noch fast zwei Jahre Zeit, die wahrscheinlich wie im Flug vergehen werden. Am wichtigsten ist nun, Demonstratoren für den Einsatz außerhalb des Labors herzustellen und diese selbst zu evaluieren und an unsere Early Adopters weiterzureichen. Der Aufbau eines Unternehmens erfordert natürlich eine gewisse Weitsicht, wie die Frage nach zukünftiger Finanzierung, Organisation, Zertifizierung und Qualifizierung der Produkte, Identifizierung der Risiken, usw. All diese Aspekte dürfen wir nicht außer Acht lassen.