#Top5 - utilacy: Vertrauliche Datenanalysen durch Kryptographie

Das Team von utilacy pitcht auf der Bühne beim WORLDFACTORY Demo Day 2024.

Datensicherheit ist heutzutage ein wachsendes Problem, da etliche digitale Geräte unseren Alltag begleiten. Die Gründer von utilacy haben eine Methode entwickelt, mit der sie mathematisch beweisbare Datensicherheit versprechen. Das Start-up verdankt seine geballte Expertise auch dem Standortfaktor IT-Security in Bochum. Für ihre Lösung haben die Gründer den vierten Platz beim WORLDFACTORY Demo Day gewonnen. Im Interview sprechen sie über ihr Start-up, den Demo Day und den Gründungsstandort Bochum. 

Beschreibt eure Gründungsidee:

Durch dezentrale Datenverarbeitung und direkte Codierung auf den Datenquellen gewährleisten wir mathematisch beweisbare Sicherheit. Damit können wir Unternehmen eine völlig neuartige Form anbieten, Daten unternehmensübergreifend zu analysieren.

Stellt euch als Gründungsteam doch einmal kurz vor. Was zeichnet euch aus?

Unsere Stärke ergibt sich aus den unterschiedlichen Sichten in unserem Team. David als Kryptograph und Amin mit seiner Spezialisierung im Bereich der sicheren Softwareentwicklung bilden eine stark technische Sicht ab. Im Kontrast dazu nehmen Sebastian und Moritz durch ihre Vertriebs- und Praxiserfahrung eine eher kundenorientierte Sicht ein. Das hilft uns dabei, Problemstellungen zielgerichteter zu diskutieren und damit unser Angebot stärker am Markt auszurichten.

Wie kamt ihr auf die Idee zu gründen?

Die Komplexität des Themas Datenschutz beobachten wir seit einigen Jahren. Dazu gehört die Unsicherheit vieler Unternehmen im Umgang mit der Thematik. Gleichzeitig beobachten wir eine politische Entwicklung hin zu der Schaffung von Datenräumen und dem vermehrten Austausch von Daten (bspw. durch das Lieferkettentransparenzgesetz oder den EU Data Act). Dabei gibt es in der Kryptographie bereits gut erforschte Technologien, die den Umgang mit Daten durch neuartige Datenverarbeitungsformen verändern und somit vereinfachen können. Unternehmen diese Technologien auf niederschwellige Art und Weise zur Verfügung zu stellen und damit den Wandel im Umgang mit Daten zu verändern, ist unser Antrieb für die Gründung.

Wie hat euch der WORLDFACTORY Demo Day gefallen und was ist seitdem bei euch passiert?

Der WORLDFACTORY Demo Day war für uns eine ausgezeichnete Möglichkeit, unser Unternehmen einem breiten Publikum zu präsentieren und dabei sinnvolles Feedback für unsere weitere Entwicklung als Unternehmen zu erhalten. Seit dem Demo Day haben wir in einem Pilotprojekt die erste praktische Zusammenarbeit mit einem Kunden aufgenommen und befinden uns aktuell mitten in der Marktvalidierung erster Anwendungsfälle. Wir konnten wichtige Meilensteine in unserer technischen Produktentwicklung abschließen und stehen hier kurz vor der Fertigstellung des MVPs - unseres ersten Produkts. Außerdem haben wir wichtige Fortschritte zur Sicherung unserer Folgefinanzierung erzielt.

Wieso habt ihr euch dafür entschieden im Ruhrgebiet zu gründen? Welche Vorteile bietet das Ruhrgebiet und speziell Bochum Gründer*innen aus eurer Sicht und was fehlt euch hier noch?

Das breite Angebot an Inkubatoren, Acceleratoren oder weiteren Start-up-Programmen ist einer der Hauptgründe für das Ruhrgebiet. Durch die Nähe der unterschiedlichen Städte und der jeweiligen Spezialisierung der Universitäten und Lehrstühle ergibt sich ein breites und trotzdem regional stark konzentriertes Netzwerk. Für uns als IT-Security Start-up ist insbesondere die Stadt Bochum mit der Ruhr-Universität, dem Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit und dem Max-Planck-Institut für IT-Sicherheit und Privatsphäre ein guter Standort.

Gab es für euch jemals auch eine Alternative zur Gründung? Hättet ihr euch auch in der Forschung sehen können?

Die weitere Forschung an modernsten kryptographischen Verfahren würde uns die Möglichkeit geben, den Grundstein für noch innovativere und sicherere Verfahren für die Datenverarbeitung zu entwickeln. Deshalb werden wir entsprechende Forschungsprojekte auch mittel- und langfristig verfolgen. Kurzfristig liegt unser Fokus jedoch darauf, die von uns genutzten modernen kryptographischen Verfahren zu einem marktreifen Produkt weiterzuentwickeln, um den Gap zwischen der theoretischen Forschung und der gelebten Praxis in Unternehmen zu verringern.

Wie arbeitet ihr im Team zusammen? Habt ihr so etwas wie ein Erfolgsrezept für gute Zusammenarbeit?

Wir diskutieren Probleme möglichst breit, sichten übergreifend und ermöglichen jedem Teammitglied, sich in Entscheidungsprozesse einzubringen. Gleichzeitig stecken wir klare Zuständigkeiten für Unternehmensbereiche ab und nutzen dabei unsere fachlichen Stärken innerhalb des Teams. Dies ermöglicht uns die Geschwindigkeit und den Fokus beizubehalten, der in zu tiefen Diskussionen manchmal etwas untergeht.

In Zeiten fortschreitender Digitalisierung der Arbeitswelt wird Datensicherheit immer wichtiger. Wo seht ihr aktuell besondere Herausforderungen?

In Zeiten steigender Datenmengen, insbesondere durch die rasante Entwicklung von IoT und Edge-Geräten, ist die Art der Datenverarbeitung oftmals ein Problem. Das gilt insbesondere für personenbezogene Daten (beispielsweise durch Wearables). Daten müssen stets zentral zusammengeführt werden, was strukturell dazu führt, dass eine einzelne Partei über sehr große Datenmengen verfügt und damit ein sehr attraktives Ziel für Angriffe jeglicher Art darstellt. Ein weiterer Aspekt der sich in diesem Punkt verbirgt, ist das Vertrauen. Wir müssen aktuell stets einem Anbieter vertrauen, der unsere Daten verarbeitet. Dieses notwendige Vertrauen können wir (technisch) dezentralisieren.

Ihr gewährleistet mit eurer Lösung mathematisch-beweisbare Sicherheit. Was bedeutet mathematisch beweisbar sicher genau?

Wir codieren die Daten bereits auf der jeweiligen Datenquelle, sodass der generierte Wert keinen Rückschluss zum Klartextdatum ermöglicht. Bildlich muss man sich das so vorstellen, als ob ich ein paar Würfel in die Hand nehme und völlig zufällig ein neues Ergebnis auswürfele. Zudem wird der generierte Wert in der Folge auf mehrere Parteien aufgeteilt. Deshalb hat keine Partei die vollständige Kontrolle über die codierten Daten. Die moderne Kryptographie ermöglicht es mit Technologien, wie beispielsweise Secure Multi-Party-Computation, auf diesen zufällig generierten und aufgeteilten Werten alle erdenklichen Berechnungen auszuführen, die auch auf einem normalen Computer durchgeführt werden können.

Wo steht ihr aktuell und wie sehen die nächsten Schritte aus?

Aktuell führen wir die Marktvalidierung unterschiedlicher Anwendungsfälle durch, evaluieren Folgefinanzierungsoptionen und entwickeln technisch sowohl unseren ersten Showcase als auch unser erstes alleinstehendes Produkt. Unsere nächsten Schritte sind die detaillierte Entwicklung unserer Go-to-Market-Strategie, die Produktentwicklung sowohl unserer nächsten Produkte und Features als auch unserer gesamten Plattform und die stetige Weiterentwicklung unseres Businessplans mit dem Ziel der Investorensuche.