Warum sich der Austausch mit der Uni auch nach der Gründung lohnt

 

 

Handschlag zwischen zwei Personen

@RUB, Marquard

Auch nach Gründung können sich Start-ups an der Uni weiter einbringen: ob in der Verbund- und Auftragsforschung, in Gastvorträgen bei Lehrveranstaltungen, bei der Betreuung von Abschlussarbeiten oder als Role Models, Mentor*innen und Jury Mitglieder bei Gründungsaktivitäten. Der enge Austausch mit der Wissenschaft kann sich lohnen: Die Jungunternehmen haben einen einfacheren Zugang zum Wissen und zur fachlichen Expertise der Uni. In Forschungs- und Entwicklungskooperationen können sie ihre eigene Innovationskraft stärken. Außerdem werden sie durch die Berichterstattung und die Forschung der Unis nach Außen noch sichtbarer. Aber nicht nur fürs Marketing, sondern auch für den Personalbereich ergeben sich wertvolle Nebeneffekte: Denn der enge Kontakt zu den Studierenden kann sich auch im Recruiting auszahlen.

Ingpuls kooperiert seit einigen Jahren erfolgreich mit der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Der Hersteller für Nitinol und Produkte aus Formgedächtnislegierungen (FGL) ist ein ehemaliges Start-up des Instituts für Werkstoffe. Erst kürzlich erhielt Ingpuls zusammen mit dem Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik eine Förderung im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM). Wir fragen bei Dr. Burkhard Maaß, CEO von Ingpuls, nach:

Um was geht es beim Projekt?

Ingpuls hat mit dem Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik an der RUB ein ZIM-Projekt eingeworben. Dabei geht es darum, Baugruppen für Aktorsysteme zu entwickeln, bei denen FGL-Drähte, sog. Aktoren, direkt auf Platinen gefügt werden. Ein Laser befestigt die Drähte direkt auf der Platine. Damit können wir dem Kunden die Fragestellung abnehmen, wie er seinen Aktor ins System oder Produkt integrieren kann.

Wie kam es zu der Kooperation mit dem Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik?

Diese liegt schon ein paar Jahre zurück. Wir lernten 2014 auf Hannover Messe eine Mitarbeiterin vom Lehrstuhl für Laseranwendungstechnik kennen. Dort kamen wir ins Gespräch, ob wir nicht ein gemeinsames Projekt umsetzen wollen. Infolgedessen gab es mehrere Ideen für die Zusammenarbeit. 2018 bis 2020 hatten wir ein erstes ZIM-Projekt mit der RUB. Nun haben wir ein Folgeprojekt, das auf dem ersten aufsetzt. Mit diesem zweiten Projekt wollten wir unsere Forschung fortsetzen und auf ein neues Level bringen.

Was verbindet euch mit der RUB?

Mit der RUB verbindet uns einmal unsere Herkunft, denn wir sind selbst eine Ausgründung aus der RUB. Darüber hinaus haben wir viele gemeinsame Kontaktpunkte. Ich selbst halte eine Vorlesung im Studiengang Werkstoffwissenschaften über Formgedächtnislegierungen. Wir betreuen an mehreren Lehrstühlen studentischen Arbeiten. Auch mit dem Lehrstuhl für Produktionssysteme und dem Lehrstuhl für Werkstoffwissenschaften hatten wir schon gemeinsame ZIM-Projekte. Gerade haben wir wieder neue Förderprojekte beantragt. Es ist also eine enge Kooperation mit der RUB entstanden.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Forschungsprojekt gemacht?

Bei den Drittmittelprojekten sind wir bislang nur in ZIM-Kooperationsprojekte mit der RUB involviert. Mit anderen Universitäten hatten wir auch schon andere Förderlinien wie BMWF-Projekte, KMO, und Innovativ. Die Kooperation ist eine gute Sache, weil man durch die Universität Zugang zu mehr Forschung und wissenschaftlichen Herangehensweisen bekommt. Diese gehen noch deutlich tiefer, als wir das hier in der Firma überhaupt tun können. Auch für die Uni ist es gut, weil wir anwendungsbezogene Themen mitbringen können.

Wie wird das Wissen aus euren Förderprojekten zugänglich gemacht?

Das Wissen, das wir in solchen Förderprojekten erarbeiten, setzen wir vielseitig ein. Zum einen fließt es natürlich in unsere Produktentwicklung mit ein. Auf Firmenseite haben wir immer eine gezielte Fragestellung, die wir im Förderprojekt beantworten möchten. Dann versuchen wir, diese in kommerzielle Projekte zu übertragen.  Auf der wissenschaftlichen Seite werden Veröffentlichungen geschrieben, bei denen wir Coautoren sind. Darin werden also nicht die produktrelevanten, sondern die wissenschaftlich interessanten Aspekte des Projektes verarbeitet.  Außerdem gehen wir gemeinsam auf Konferenzen und präsentieren unsere Ergebnisse. Natürlich können diese wieder in die Lehre einfließen oder Ausgangspunkt neuer Innovations- und Förderprojekte werden.

Was hat die Uni davon, Ausgründungen zu unterstützen?

Wir sind seit ungefähr einem Jahrzehnt ausgegründet und haben es geschafft, mehrere erfolgreiche Anträge zu stellen. So konnten wir immer wieder Drittmittel für die Universität einwerben. Die Universitäten haben eine deutlich höhere Förderungsquote als Unternehmen. D.h. sie haben keinen Eigenanteil, sondern kriegen eine 100% Quote. Und damit können sowohl Sachmittel als auch Personalmittel eingeworben werden und Stellen geschaffen und finanziert werden, die es andernfalls nicht geben würde.

Was möchtest du jungen Gründer*innen da draußen mit auf den Weg geben?

Alle, die eine gute Geschäftsidee haben und selbst ein Unternehmen gründen möchten, sollten ein gutes Team hinter sich haben, auf das sie sich verlassen können. Das muss kein Riesenteam sein, bei dem schon jede Position besetzt ist. Aber es ist wichtig, dass man einen Partner hat, auf den man sich verlassen kann. Denn zu zweit oder mindestens zu zweit ist das Ganze besser durchzustehen. Und dann sollte man einen langen Atem haben, weil die wenigsten Geschäftsideen ab dem ersten Tag Geschäft machen können. Es braucht viel Vorbereitung, viel Geduld und viel Fleißarbeit dazu.


Über ZIM

Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) ist ein technologie- und branchenoffenes Förderprogramm des Bundesministeriums für Innovation und Klimaschutz.  Es fördert bundesweit Innovationsprojekte zwischen Unternehmen oder Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Hiermit soll die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen gestärkt werden.